Was ist ein Subjekt? Das Selbst als Substanz und die Substanz als Selbst; das Selbst, das zugleich Substanz wird. Genau dies wird und ist das stoische Selbst noch nicht. Die Seele, als welche das stoische Selbst sich vornehmlich versteht, besteht nicht substantiell, sondern an etwas. Denn sie ist ein „Stück”, ein „Teil” Gottes, wie Epiktet sagt (Unterredungen, I 14), ist direkt ein göttliches Wesen, das jedem Einzelnen von eben diesem Wesen zufloß, wie es bei Marc Aurel heißt (Wege zu sich selbst, XII 26). Nachdem Seneca in der Vernunft den „besten Teil seines Selbst“ ausgemacht hat, versichert er von diesem Teil des Selbst, nichts anderes zu sein „als ein in den menschlichen Körper gesenkter Teil des göttlichen Geistes” (Ad Lucilium 66, 12) . So findet sich das stoische Selbst quasi pantheistisch eingebettet, es besteht an etwas statt eigenständig, und derart eingebettet kann es folgerichtig beschwören, wie nahtlos doch Selbstliebe und Kosmosverehrung, Selbstliebe und Gottesliebe zusammenfallen, wie bruchlos ein Leben nach sich selbst und die inbrünstige Einfügung in die kosmische Wohlordnung zusammenstimmen.