Für Kant gehören Ideen des Übersinnlichen wie beispielsweise die Idee einer Kausalität in Freiheit unveräußerlich zur Systematik des rationalen Philosophierens. Ein Bestehen will er dem Übersinnlichen allerdings keinesfalls aus theoretischen Gründen, sondern einzig und allein aus praktischen Gründen zusprechen. Allein aus Postulaten der moralisch-praktischen Vernunft (Kants gesammelte Schriften, Bd. VIII, S. 418). Hegel läßt diese Einschränkung fallen, läßt das Übersinnliche mehr sein als eine praktisch unumgängliche Idee. Aber die von ihm betriebene Beförderung des Übersinnlichen will ihm nur um den Preis einer Verwechslung mit dem Unsinnlichen gelingen. Auf das Übersinnliche meint er nämlich in jenem ruhigen Reich der Gesetze gestoßen zu sein, das den unruhig wechselnden und sinnlich wahrnehmbaren Erscheinungen obwaltet. (Gesammelte Werke, Bd. 9, S. 91). Und dieses Reich erweist sich näher besehen bloß als eine Sphäre des Unsinnlichen. Denn von den Gesetzen heißt es in der Phänomenologie des Geistes nicht ganz zu Unrecht, sie bestünden jenseits der wahrnehmbaren Welt und fänden iediglich an den von ihnen regierten Erscheinungsformen eine wahrnehmbare Darstellung. Das heißt, das Gesetz ist das, was Sinnlichkeit zwar unmittelbar vermissen läßt, jedoch mittelbar durchaus erlangt, indem es sich an seinen Erscheinungsformen und deren beständiger Veränderung sinnlich darstellt. Genau das tut typischerweise das Unsinnliche. Mit ihm hat Hegel das Übersinnliche vermengt. Heidegger sieht dann bereits, wie sehr das Übersinnliche auch noch vom Unsinnlichen geschieden gehört. Allerdings unterläßt er es, die beiden ihrerseits noch gegen das Nichtsinnliche abzuheben. Übersinnliches wie Unsinnliches gelten ihm als zwei Gestalte des Nichtsinnlichen (Gesamtausgabe, Bd. 29/30, S. 68). Ein weitergehender Schritt steht an: Erst wenn das Übersinnliche und das Unsinnliche nicht mehr zu bloßen Ablegern des Nichtsinnlichen heruntergestuft und obendrein gegeneinander griffig abgesetzt werden, taucht unter dem Titel des Übersinnlichen überhaupt etwas Eigentümliches auf. Es sind eben nicht bloß zwei, sondern vier Gestalten, die von der Materie hervorgebracht werden. Erstens das Sinnliche (die Körper und Korpuskeln); zweitens das Nichtsinnliche (die relative Leere zum Beispiel); drittens das Unsinnliche, das sich vom Nichtsinnlichen ähnlich unterscheidet wie das Unmenschliche vom Nichtmenschlichen. Und als vierte Gestalt das Übersinnliche. Ein derart ausgezeichnetes Übersinnliches ist der Geist. Und zwar im Sinne von spiritus, noch nicht im Sinne von mens.